Hallo und herzlich willkommen beim Stallreport. Hier geht es (ausnahmsweise) mal nicht um mich und meine Pferde, sondern um euch! Beziehungsweise eine/n von euch, eine/n von uns.

Wir – das sind in diesem Fall all jene, die Pferde in Eigenregie halten. Sei es nun hinter dem eigenen Haus oder auf gepachtetem Grund.

Ich habe schon immer gerne geschaut, wie andere „das“ machen: Welche Haltung wurde wo und wie realisiert, auf welche Erkenntnisse kommt man erst, wenn man es tatsächlich selbst ausprobiert hat, wo sind typische Stolpersteine versteckt und – ganz wichtig – wie ist denn das Leben so, wenn man es mit Pferden teilt?

Am Ende nimmt man sich das Beste aus allen Welten für sich mit. Oder lässt sich einfach nur unterhalten. In der Kategorie „Stallreport“ bleiben die gestellten Fragen gleich, die Interview-Partner wechseln.

Heute dürfen wir zu Gast sein bei Tia.

PS: Am Ende des Artikels findest du weitere Fotos.
Wie viele Pferde hast du und magst du sie kurz vorstellen?

Ich habe 2 Ponys, Günther und Amira. Günther ist mein Sportpony und er heißt eigentlich Rabana Cabana. Er ist eine total treue Seele und macht wirklich alles mit. Amira habe ich 2-jährig von einem Händler gekauft und dann selbst ausgebildet. Sie ist auch super, jedoch teilweise ziemlich ängstlich und sensibel.

Wo befindet sich dein Stall? Direkt am Haus oder hast du eine Anfahrt vor dir?

Mein Stall ist direkt bei uns am Haus. Da bin ich auch wirklich froh drüber, so hab ich immer alles im Blick. Und meinen Eltern blieb einige Zeit das Fahren erspart.

Wie alt bist du? Seit wann hältst du deine Pferde in Eigenregie?

Ich bin erst 18 Jahre alt, mache das aber schon seit Ende 2015 alles alleine. Pferde habe ich schon seit ich 7 bin und war eigentlich schon immer auf mich allein gestellt. Meine Mutter hat leider Angst vor Pferden und die anderen kennen sich da nicht so aus.

Ist dein Stall dein Eigentum oder gepachtet?

Der Stall gehört meinem Opa, der mit uns hier wohnt. Er stellt mir das alles zur Verfügung und ist froh, dass wir nochmal eine Verwendung dafür gefunden haben. Früher standen hier einmal Kühe und Schweine.

Wie viel Zeit nimmt das Ganze in Anspruch, hast du eine tägliche Routine?

Also, wenn ich nicht reiten gehe, dann ist zwei Mal täglich jemand bei den Pferden. Morgens übernimmt das mein Opa und abends bin ich da. Da wird dann jeweils gemistet und gefüttert. Das dauert insgesamt dann so 1-1,5 Stunden. Wenn ich die Ponys auch noch bewege, dann kommen da nochmal so 2-4 Stunden hinzu. Je nachdem wie lange ich reiten gehe oder was ich sonst noch mit den Ponys mache.

Machst du das alles alleine oder hast du Unterstützung? Wer hilft dir, wenn du krank bist?

Morgens unterstützt mich mein Opa und er kümmert sich auch um die Ponys, wenn ich mal krank bin. Das kommt zum Glück nur sehr selten vor. Allerdings wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem er es körperlich nicht mehr schaffen wird. Schließlich werden Opas leider auch nicht jünger. Dann würde ich alles alleine machen.

Gehst du in den Urlaub?

In den Urlaub gehe ich schon seit ungefähr sechs Jahren nicht mehr. Allerdings bin ich immer mal wieder auf Lehrgängen für Reitabzeichen, da ich nächstes Jahr meinen Trainerschein mache.

Wie lagerst und entsorgst du deinen Mist?

Wir lagern den Mist auf unserem Miststreuer. Wenn der dann voll ist, fahren wir den Mist auf eines unserer Felder.

Wo bekommst du dein Heu her und wie lagerst du es?

Das Heu kaufen wir bei einem Bauern aus dem Ort. Teilweise machen wir auch ein bisschen Heu selbst. Lagern tun wir es in unserer Scheune. Da ist alles ordentlich trocken.

Wie viele Weiden hast du und sind die direkt am Stall?

Ich habe eine eigene Weide, die ist auch direkt am Stall. Eine weitere habe ich gepachtet. Die ist ca. 300 m vom Stall entfernt.

Welche Art von Stall hast du (Boxen, Offenstall,…) und würdest du das wieder so machen?

Ich halte meine Ponys in meinem Offenstall, wir haben aber auch eine Box. Dort stelle ich ein Pony rein, wenn ich mit dem anderen ausreiten gehe. Ich würde es definitiv immer wieder so machen. So können die Ponys sich immer ein bisschen bewegen, auch wenn ich mal keine Zeit habe. Außerdem finde ich es einfach schön, wenn die Pferde viel draußen sind.

Hast du neu gebaut oder umgebaut?

Vieles war schon so vorhanden und ansonsten wurde noch ein bisschen was umgebaut oder ordentlich eingezäunt. Das war wirklich mein Glück. Ansonsten hätten wir die Pferde wahrscheinlich nicht her geholt.

Wie hast du deine Weiden eingezäunt und wie oft muss man mit Reparaturen rechnen?

Unsere eigene Weide ist mit Litzen und auf einer Seite mit einer Mauer eingezäunt. Da ist eigentlich nicht viel mit Reparaturen zu rechnen. Außer es gehen Zaunstäbe kaputt, was zum Glück nicht so häufig passiert. Die andere Wiese ist mit einem Holzzaun umzäunt. Da musste nur einmal etwas repariert werden. Als es sehr matschig war, ist Günther beim Toben leider durch den Zaun gerutscht. Ihm ist nichts passiert, aber dort musste der Zaun natürlich repariert werden.

Hast du einen Reitplatz oder eine andere Trainingsmöglichkeit?

Unsere Wiese ist recht gerade, weshalb man da ganz gut drauf reiten kann. Zumindest wenn es nicht total matschig ist. Ansonsten gehe ich ins Feld und trainiere dort oder gehe einfach nur entspannt ausreiten. Einen Reitplatz haben wir hier leider nicht.

Hast du einen Einsteller oder würdest du jemanden nehmen?

Einsteller habe ich nicht und mehr als einen könnte ich aus Platzgründen auch nicht nehmen. Wenn alles passt und man sich auch auf den Einsteller verlassen kann, dann würde ich eventuell jemanden nehmen. 

Natürlich interessiert viele Leser das Finanzielle. Kannst du grob sagen, was dein Stall gekostet hat und was dich der Unterhalt im Monat durchschnittlich kostet?

Vieles haben wir selbst gebaut und die Materialien hatten wir größtenteils schon zuhause. Ansonsten weiß ich gar nicht mehr, was wir so bezahlt haben. Einmal im Jahr bekommen wir Heu, das kostet immer so 400-500 €. Wasser holen wir umsonst aus einer Quelle und der Rest der Kosten setzt sich dann aus Tierarzt und Hufschmied zusammen. 

Wie oft kommst du zum Reiten/Trainieren?

Während der Schulzeit konnte ich vor allem im Winter nur am Wochenende reiten. Und im Sommer hatte man nach 10 oder 12 Stunden Unterricht oft auch einfach keine Lust mehr. Seit ich dieses Jahr mein Abitur geschafft habe, habe ich eigentlich fast jeden Tag Zeit zum Reiten. 

Bereust du es, deine Pferde selbst zu halten?

Natürlich gibt es Tage, an denen man eigentlich keine Lust hat raus zu den Pferden zu gehen. Insgesamt bin ich aber wirklich froh, die Pferde hier zu haben. So hat man immer seine Ruhe und kann alles so machen, wie man möchte.

Ich würde es nicht mehr anders machen wollen. Und ich habe immer einen Grund rauszugehen. Das tut mir wirklich gut und auch wenn mal Stress ist, dann komme ich bei den Pferden und der Stallarbeit immer zur Ruhe.

Was würdest du jemandem sagen, der vor der Entscheidung steht, die Pferde selbst zu versorgen?

Man muss sich schon bewusst sein, dass das wirklich Arbeit ist und man nicht einfach mal nicht hingehen kann. Wenn man das aber wirklich möchte und man sich das alles zutraut, dann ist es auf jeden Fall eine tolle Sache. Ich möchte auf jeden Fall nicht mehr zurück an einen anderen Stall. 

Ein herzliches Dankeschön an Tia für diesen Einblick in ihr „Stall-Leben“!
Wer jetzt Lust bekommen hat, Tia und ihre Pferde weiter zu verfolgen, dem darf ich ihren Account bei Instagram empfehlen. Ihr findet sie unter: http://www.instagram.com/teyteys_horses.

Wenn du auch einen eigenen Stall führst und Lust auf das Interview hast, zögere nicht, mir eine Nachricht zu schicken.

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5 Kommentare zu “Stallreport: Im Gespräch mit Tia”

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