Heute nehme ich euch mit auf einen virtuellen Besuch im Offenstall von Hannah: Hallo und herzlich willkommen beim Stallreport. Hier geht es (ausnahmsweise) mal nicht um mich und meine Pferde, sondern um euch! Beziehungsweise eine/n von euch, eine/n von uns.

Wir – das sind in diesem Fall all jene, die Pferde in Eigenregie halten. Sei es nun hinter dem eigenen Haus oder auf gepachtetem Grund.

Am Ende nimmt man sich das Beste aus allen Welten für sich mit. Oder lässt sich einfach nur unterhalten. In der Kategorie „Stallreport“ bleiben die gestellten Fragen gleich, die Interview-Partner wechseln. Bisher gab es schon fünf Interviews (hier kommst du zum vorherigen Stallreport: zu Pferden, die im Gewächshaus schlafen).

Heute dürfen wir zu Gast sein bei Hannah.

Zu Besuch im Offenstall von Hannah
PS: Am Ende des Artikels findest du weitere Fotos.
Wie viele Pferde hast du und magst du sie kurz vorstellen?

Ich habe eine 24 jährige Haflingerstute namens Natalie, die ich seit 15 Jahren kenne. Vor vier Jahren habe ich sie zum Geburtstag bekommen, vorher war ich Reitbeteiligung. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne noch ein zweites Pferd haben und Distanzen reiten, dafür ist Natalie leider nicht mehr so zu begeistern. Außerdem hat meine Mutter zwei Pferde, Bailey, durch den die Pferdehaltung erst zustande kam, den wir als „Anfängerpferd“ für meine Mutter gekauft haben, der aber nicht reitbar ist und ihr Reitpferd, Holly, eine Quarterstute. Von Baileys Geschichte berichten wir auf unserem Account, wir haben einiges mit ihm durch.

Wo befindet sich dein Stall? Direkt am Haus oder hast du eine Anfahrt vor dir?

Leider habe ich eine 12 minütige Anfahrt mit dem Auto vor mir. Der Stall liegt direkt am Wald, auf einem kleinen Höhenzug, sodass man vom Dorf aus ca. 800 m Feldweg berghoch zu bewältigen hat. Mit Schnee und Schneeverwehungen ist das echt abenteuerlich.

Wie alt bist du? Seit wann hältst du deine Pferde in Eigenregie?

Ich bin 28 und im Sommer 2018 haben meine Mutter und ich unsere Ponys zusammen gestellt, in Eigenregie aber angeschlossen an einem Reitverein. Im Winter kam Holly dazu und seit April 2020 wohnen die drei in unserem jetzigen Stall, den wir ganz alleine führen.

Ist dein Stall dein Eigentum oder gepachtet?

Nur gepachtet, hier in der Gegend ist es ganz schwierig, etwas zu finden, obwohl wir auf dem Dorf wohnen. Eigentum steht aber ganz oben auf der Wunschliste.

Wie viel Zeit nimmt das Ganze in Anspruch, hast du eine tägliche Routine?

Morgens und abends ca. eine Stunde, wenn man sich beeilt und das Wetter mitspielt auch mal weniger, aber oft auch mehr.Morgens wird nur Kacki gesammelt, eventuell Decken ausgezogen. Das sind meistens eine bis zwei Karren Mist.
Abends wieder eine knappe Karre Kacki, Heu um die Raufe auffegen und füttern. Die Pferde bekommen abends Müsli mit Mineralfutter. Oft kommen noch Kleinigkeiten dazu.

Machst du das alles alleine oder hast du Unterstützung? Wer hilft dir, wenn du krank bist?

Wir haben Stalldienste aufgeteilt, meistens immer abends und den Morgen danach, damit man nicht auf die andere böse ist, die schon so früh am Vorabend alles fertig gemacht hat. Unsere Pferde machen über Nacht definitiv mehr Kacki und zerlatschen diese auch sehr dann, sodass morgens mehr zutun ist.
Seit Herbst 2020 haben wir eine Einstellerin, die auch zusätzlich einspringt. Im Notfall guckt eine liebe Freundin auch mal vorbei.

Gehst du in den Urlaub?

Da ich nun seit über einem Jahr „richtig“ arbeite und Geld für Urlaub hätte, würde ich sehr gerne, durch Corona ist aber noch nichts zustande gekommen.Ich kann mir aber vorstellen, dass es komisch wird, nicht täglich bei den Pferden zu sein.

Wie lagerst und entsorgst du deinen Mist?

Wir haben einem Mistanhänger, der ca. einmal im Monat abgeholt wird. Das ist sehr komfortabel wenn man davon absieht, dass man den Mist immer aus der Schubkarre, auf den Anhänger schaufeln muss.

Wo bekommst du dein Heu her und wie lagerst du es?

Dafür haben wir einen richtig tollen Landwirt, der jetzt selbst Pferde hält und uns die gewünschte Qualität in Rundballen zum Stall bringt. Je nach Witterung lagern dann 1-9 Ballen unter Vlies. Wenn es sehr nass ist, bildet sich so schnell Schimmel außenrum und Bailey fängt an zu husten, darum gehen 9 Ballen nur im Sommer. Aktuell bringt unser Landwirt immer zwei Ballen, alle 10 Tage, wovon der eine direkt in die Raufe kommt, mit einem Netz drüber. Den anderen rollen wir dann händisch rein, damit kommt Bailey gut zurecht, es scheint sich in den 5 Tagen kein nennenswerter Schimmel zu bilden.

Wie viele Weiden hast du und sind die direkt am Stall?

Zusammen sind es ca. 1,2 Hektar, aufgeteilt auf eine Apfelbaumwiese, wo die Bäume im Spätsommer abgetrennt werden müssen, eine Tannenbaumwiese und eine die hinter dem Paddock ist. Die beiden ersten Wiesen erreichen die Pferde über einen Gang, auch direkt von Paddock aus. Das ist zwar im Sinne eines Paddocktrails echt toll, aber es muss auch viel Zaun freigehalten und kontrolliert werden.

Welche Art von Stall hast du (Boxen, Offenstall,…) und würdest du das wieder so machen?

Einen Offenstall, wie eine Art großes Carport, nach Osten hin offen.

Hast du neu gebaut oder umgebaut?

Wir haben einige Quadratmeter Paddockplatten neu gelegt, der Stall war aber schon vorhanden.

Wie hast du deine Weiden eingezäunt und wie oft muss man mit Reparaturen rechnen?

Das Paddock ist Vierreihig und die Weide drei, bzw. Vierreihig mit Litze, breiter und Band.

Hast du einen Reitplatz oder eine andere Trainingsmöglichkeit?

Leider gar nicht. Ich überlege aktuell ob ich mich im Reitverein im Nachbarort anmelde, da muss man aber ca. 30 min hin reiten und es kostet 35,- im Monat. Die haben einen großen Springplatz und eine Reithalle, wobei ich vermute dass meine Stute nicht in die Reithalle geht, sowas kennt sie nicht.

Hast du einen Einsteller oder würdest du jemanden nehmen?

Wir haben eine Einstellerin, die im Ort wohnt und unter der Woche morgens den Stall macht.Es ist eine wahnsinnige Arbeitserleichterung und so habe ich auch endlich ein Shetty. Würde ich vor Ort wohnen und hätte ich mehr Zeit, würde ich aber lieber keine haben. Es ist einfach schön wenn man wirklich alleine am Stall ist und sich auf niemanden einstellen muss. Auch im Hinblick auf die Weide, die natürlich länger hält.Es ist eine ältere Isimix Stute und eine Shettystute. Die beiden passen sehr gut in die Herde.

Natürlich interessiert viele Leser das Finanzielle. Kannst du grob sagen, was dein Stall gekostet hat und was dich der Unterhalt im Monat durchschnittlich kostet?

Wir haben eine Stallkasse, wo pro Pferd 150,- monatlich eingezahlt werden. Davon wird Heu, Wasser, Sand, Schneeräumdienste und alles was regelmäßig anfällt bezahlt. Investitionen wie Paddockplatten, Weidezaungerät etc. haben anfangs natürlich sehr reingehauen.Zu den 150,- kommen noch Summe X an Mineralfutter, Kräuter und Müsli pro Pferd.

Wie oft kommst du zum Reiten/Trainieren?

Ca. Einmal die Woche reite ich wirklich, dazu gehen wir viel spazieren und auch mal joggen. Ich würde gerne öfter reiten, Natalie aber nicht so.

Bereust du es, deine Pferde selbst zu halten?

Manchmal wird es mir echt zu viel. Dass die Pferde es nach unseren Möglichkeiten so gut wie möglich haben, wiegt es aber auf.Ich weiß auch, dass ich mich als Einsteller über ganz andere Dinge ärgern würde, als dass sie schon wieder ins Wasser gekackt haben oder dass schon wieder Heu gerollt werden muss. Also es gibt ja immer was.

Was würdest du jemandem sagen, der vor der Entscheidung steht, die Pferde selbst zu versorgen?

Je nachdem wie die Möglichkeiten sind, kann es eine große Bereicherung für die Pferde sein. Aber ich glaube nicht immer. Ich habe in einem Stall erlebt, wie es aussieht wenn man jahrelang nichts anderes mitbekommt, weil man die Pferde selbst hält und nicht das Bestreben hat, eine kontinuierliche Verbesserung für die Pferde zu erreichen. In diesem Fall war es auch eine finanzielle Sache, es ist oft günstiger wenn man es selbst macht aber das sollte nicht auf Kosten der Pferde gehen. Ganz alleine würde ich mich dieser Herausforderung wohl nur mit max. drei Pferden stellen, und wenn man vor Ort wohnt.

Ein herzliches Dankeschön an Hannah für diesen Einblick in ihr „Stall-Leben“!
Wer jetzt Lust bekommen hat, Hannah und ihre Pferde weiter zu verfolgen, dem darf ich ihren Account bei Instagram empfehlen. Ihr findet sie unter: http://www.instagram.com/ponymans_wunderbare_welt.

Wenn du auch einen eigenen Stall führst und Lust auf das Interview hast, zögere nicht, mir eine Nachricht zu schicken.

Zu Besuch im Offenstall von Hannah
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2 Kommentare zu “Stallreport: Zu Besuch im Offenstall von Hannah”

  1. Tolles Interview und auch mal Klartext gesprochen ! Gefällt mir sehr sehr gut 🙂
    Vielen lieben Dank und weiter so – ihr beiden 🙂

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