Hallo und herzlich willkommen beim Stallreport im Offenstall. Hier geht es (ausnahmsweise) mal nicht um mich und meine Pferde, sondern um euch! Beziehungsweise eine/n von euch, eine/n von uns.

Wir – das sind in diesem Fall all jene, die Pferde in Eigenregie halten. Sei es nun hinter dem eigenen Haus oder auf gepachtetem Grund.

Am Ende nimmt man sich das Beste aus allen Welten für sich mit. Oder lässt sich einfach nur unterhalten. In der Kategorie „Stallreport“ bleiben die gestellten Fragen gleich, die Interview-Partner wechseln. Bisher gab es schon drei Interviews (Tia, Chiara und Mona).

Heute dürfen wir zu Gast sein bei Julia.

Shetty
PS: Am Ende des Artikels findest du weitere Fotos.
Wie viele Pferde hast du und magst du sie kurz vorstellen?

Ich habe drei eigene Pferde. Gerne stelle ich sie kurz vor.
Meine Trakehner Stute Antigone (18) ist schon seit 14 Jahren in meinem Besitz und mein erstes eigenes Pferd. Sie ist die Diva im Stall. Elmo (8) ist mein kleines Shetlandpony und seit November 2018 Antigones Beisteller und große Liebe.
Noreno (2), mein Trakehner Hengst, ist der Jüngste und größte Quatschkopf im Stall und gehört seit Februar 2019 dazu und macht das Trio von mir komplett.

Wo befindet sich dein Stall? Direkt am Haus oder hast du eine Anfahrt vor dir?

Unser Stall befindet sich direkt auf unserem Grundstück, ein paar Meter von unserem Haus entfernt.

Wie alt bist du? Seit wann hältst du deine Pferde in Eigenregie?

Ich bin jetzt 27 und halte meine Pferde seit November 2018 in Eigenregie.

Ist dein Stall dein Eigentum oder gepachtet?

Der Stall steht auf dem Grundstück meiner Eltern, die Pferdehaltung ist möglich, da mein Vater Landwirt ist. Mein Freund ist Schreiner und hat den Stall neu gebaut.

Wie viel Zeit nimmt das Ganze in Anspruch, hast du eine tägliche Routine?

Ja, ich habe eine tägliche Routine, die ich auch im Laufe der Zeit immer wieder optimiert habe. Unter der Woche sieht das Programm natürlich anders aus als am Wochenende, oder wenn ich mal frei habe. Da kann ich das Ganze natürlich noch mehr ausdehnen, da mir die Zeit dann nicht so im Nacken sitzt und ich wieder zurück ins Büro muss.

Für die täglichen anfallenden Arbeiten wie füttern morgens und abends, abäppeln und misten kann man mit ca. 2 Std. pro Tag rechnen, obwohl ich da auch schon zeitliche Rekorde aufgestellt habe, haha.

Machst du das alles alleine oder hast du Unterstützung? Wer hilft dir, wenn du krank bist?

Mein Freund unterstützt mich und eine Freundin, die noch 3mal die Woche kommt an meinen langen Bürotagen. Das ist schon eine große Entlastung für mich. Auch zu wissen, dass sie mich vertreten kann, wenn etwas wäre.

Gehst du in den Urlaub?

Ja. Zumindest ist es in Zukunft wieder geplant. Die letzte Zeit waren es eher Kurzurlaube. Dennoch ist es möglich, man muss nur sehr gut vorplanen und Menschen haben, auf die man sich verlassen kann während seiner Abwesenheit.

Wie lagerst und entsorgst du deinen Mist?

Wir haben einen Hoflader, der uns jede Menge Arbeit abnimmt und die Arbeit auch erleichtert. Wir sammeln tagsüber unseren Mist in der Hoflader-Schaufel und jeden Abend fahren entweder mein Freund oder ich den gesammelten Mist in unseren Mistcontainer, der auch bei uns auf dem Grundstück steht.

Wenn der Container voll ist, so ca. alle vier Wochen, fährt mein Freund den Mist auf das Feld von meinem Vater. Dort wird er dann zerstreut.

Wo bekommst du dein Heu her und wie lagerst du es?

Mein Heu bekomme ich von zwei Bekannten aus der Umgebung. Ich werde beliefert oder kann mir jederzeit welches abholen. Ich lagere daher immer nur geringe Mengen Heu ein.

Wie viele Weiden hast du und sind die direkt am Stall?

Leider sind unsere Weiden nicht direkt am Stall angrenzend, sondern ein paar Meter entfernt.

Welche Art von Stall hast du (Boxen, Offenstall,…) und würdest du das wieder so machen?

Wir haben einen Offenstall mit angrenzendem Paddock. Unsere Pferde stehen in zwei Gruppen – die Wallachgruppe mit meinem Noch-Hengst Noreno und nebenan meine Stute Antigone mit Shetty Elmo.

Dass wir uns für einen Offenstall entschieden haben, hat auch mit meiner Stute zu tun, da sie leider an COPD leidet und ich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, damit es ihr besser geht. Durch die Haltungsumstellung kann ich ihr ein einigermaßen symptomfreies Leben ermöglichen mit bedampftem Heu und regelmäßiger Inhalation.

Hast du neu gebaut oder umgebaut?

Wir haben den Stall neu gebaut und sind immer noch nicht ganz fertig. Wir haben 2015 begonnen und machen alles neben unseren normalen Jobs. Meine Pferde sind richtige Baustellen-Pferde und auch ganz schön abgehärtet dadurch.

Wie hast du deine Weiden eingezäunt und wie oft muss man mit Reparaturen rechnen?

Unsere Weide haben wir komplett mit Patura HippoWire eingezäunt, unser Offenstall ist mit stabilen verzinkten Rohren und HippoWire eingezäunt. Was wir öfters mal austauschen müssen, sind die Isolatoren, gerade Noreno ist noch unser Rambo und „Zerstörer“ im Stall. Wenn Reparaturen anfallen, nimmt mein Freund mir das ab.

Hast du einen Reitplatz oder eine andere Trainingsmöglichkeit?

Ja, wir haben einen Reitplatz 30x60m mit Flutlicht und eine kleine Reit- und Bewegungshalle, die aber noch nicht fertig ist. Aber bisher ging es auch ganz gut so. Unser Gelände hier ist traumhaft und man kann die Pferde auch so gut trainieren.

Hast du einen Einsteller oder würdest du jemanden nehmen?

Ja, habe ich und bin auch sehr zufrieden mit Ihnen. Unser erstes Jahr war nämlich die reinste Katastrophe und wir suchen uns die Einsteller nur noch gezielt aus und nehmen nicht mehr jeden auf. Es muss auf allen Ebenen passen, da es ja auch unser Zuhause ist und ich mich weiterhin wohl fühlen will. 

Natürlich interessiert viele Leser das Finanzielle. Kannst du grob sagen, was dein Stall gekostet hat und was dich der Unterhalt im Monat durchschnittlich kostet?

Wir haben ca. 100.000 € aufwärts in den Stall investiert und sind noch lange nicht fertig.

Die monatlichen Kosten sind immer noch relativ hoch, da wir noch einige Anschaffungen machen müssen.

Wie oft kommst du zum Reiten/Trainieren?

Ich versuche meine Pferde trotz Offenstallhaltung so oft es geht zu bewegen, gerade meine Stute ist auf zusätzliche Bewegung aufgrund ihrer Erkrankung angewiesen.

Zum Reiten komme ich so ca. 3-4 mal pro Woche, im Frühling/Sommer kann es aber auch öfters sein als jetzt in der dunklen Jahreszeit.

Bereust du es, deine Pferde selbst zu halten?

Nein, auf gar keinen Fall. Auch wenn es jede Menge Arbeit und Verantwortung ist, die ich zu tragen habe, würde ich es nicht mehr rückgängig machen wollen. Die Pferde zeigen mir so oft wie zufrieden sie bei uns sind und das macht mich sehr glücklich.

Was würdest du jemandem sagen, der vor der Entscheidung steht, die Pferde selbst zu versorgen?

Ich würde jedem raten, einfach mal vorher in einem Selbstversorger-Stall mit anzupacken, um zu sehen, welche Arbeit da überhaupt auf einen zukommt. Klar kommt es auch immer auf die Haltung der Pferde an, aber jedes Pferd macht Arbeit und vieeeel Mist. Wer also vor körperlicher Arbeit, egal bei welchem Wetter, nicht zurückschreckt und Verantwortung übernehmen kann, dem würde ich empfehlen es zu tun. 

Ein herzliches Dankeschön an Julia für diesen Einblick in ihr „Stall-Leben“!
Wer jetzt Lust bekommen hat, Julia und ihre Pferde weiter zu verfolgen, dem darf ich ihren Account bei Instagram empfehlen. Ihr findet sie unter: http://www.instagram.com/shetty_elmo.

Wenn du auch einen eigenen Stall führst und Lust auf das Interview hast, zögere nicht, mir eine Nachricht zu schicken.

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1 Kommentar zu “Offenstall Stallreport: Im Gespräch mit Julia”

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